Am 4. Februar 1859 hielt Klemens Keiser von Zug in Romoos seinen feierlichen Einzug als neugewählter Pfarrherr. Als fortschrittlich gesinnter Priester entfaltete er in Romoos bis im Sommer 1882 eine segensreiche Tätigkeit. Mit Begeisterung setzte er sich vorallem für das Schulwesen und die Jugend ein.
Pfarrer Klemens Keiser hat als Gründer der Musikgesellschaft grosse Verdienste erworben. Als Freund der Musik und des Gesangs empfand er das Bedürfnis, mit ihrer Hilfe den Gottedienst zu
verschönern und zu bereichern. So besprach er bereits im Sommer 1859 mit dem Musiker Johann Lötscher vom Weiherhüsli den Plan, in Romoos eine Musikgesellschaft ins Leben zu rufen. Man
besorgte sich Instrumente, teils auf eigene Rechnung, teils auf Rechnung der Kirchgemeinde. Als Musikinstruktor konnte Jakob Renggli von Wolhusen gewonnen werden, der während 80 Tagen in
Romoos bei einer Entschädigung von zwei Franken pro Tag Unterricht gab. Pfarrer Keiser übernahm nicht nur Kost und Logis, sondern auch die gesamten Instruktionskosten. Die jungen Musiker
gaben sich grosse Mühe, und an der Fasnacht 1860 konnte eine musikalische und deklamatorische Abendunterhaltung durchgeführt werden, die allgemeines Lob erntete.
Am 7. Juni 1860 versammelte Pfarrer Keiser den Organisten, die Blech-musiker und Kirchensänger. Nach der Beratung der von ihm entworfenen Statuten fand die formelle Gründung der Kirchen-
und Blechmusikgesellschaft Romoos statt. Der Zweck des Vereins war wie folgt umschrieben:
„Teils und besonders zur würdigen Feier des Gottesdienstes und der feierlichen Prozessionen, wie an Monatssonntagen und am heiligen Fronleichnamsfeste, so viel als möglich beizutragen,
teils auch in der Gemeinde durch das Band der Harmonie eine in allen Ehren geselliges und freundliches Leben zu fördern und zu erhalten.“
Pfarrer Keiser wurde das Präsidium übertragen. Musikanten und Sänger wirkten beim Gottesdienst gemeinsam auf der Orgelempore mit. Als erster Direktor der Kirchenmusik amtete Johann
Lötscher vom Weiherhüsli. Das Vereinsprotokoll erzählt auf vielen vergilbten Blättern vom Leben und Wirken der Kirchen- und Blechmusik-gesellschaft Romoos.
Wie in jedem andern Verein gab es Zeiten der Blüte und Jahre der Krise, die aber immer wieder glücklich überwunden wurden. Der Verein blieb aber jederzeit der ihm von Pfarrer Keiser
gestellten Aufgabe treu. Die nach-folgenden Pfarrherren Niklaus Bieri (1882 bis 1903) und Jakob Limacher (1903 bis 1910) führten das Präsidium des Vereins. 1909 trennte sich der
Kirchenchor, der bis anhin mit der Kirchen- und Blechmusikgesellschaft vereint war und ging eigene Wege.
Am 6. Juni 1943 weihte die Musikgesellschaft ihr erstes Vereinsbanner ein. Im gleichen Jahr wurde gemeinsam mit dem Kirchenchor im Saal des Hotels Kreuz eine neue Theaterbühne gebaut,
über deren Bretter seither manch schönes Volkstheater ging.
Das Geld für die Anschaffung einer Uniform fehlte. Die Musikgesellschaft Entlebuch bot ihre alte, noch gut erhaltene Uniform als Geschenk an. Im Som-mer 1951 wurde das erste Kleid in
Verbindung mit dem Waldfest eingeweiht. Am 8. Mai 1960 feierte die Musikgesellschaft ihr hundertjähriges Bestehen. Sie verband damit die Einweihung einer neuen Uniform. Der
Mitgliederbestand vergrösserte sich. Die Musikanten mussten mit alten und reparaturbedürftigen Instrumenten spielen. Das Fest der Neuinstrumentierung 1971 wurde zu einem weiteren
Höhepunkt in der Vereinsgeschichte.
Bis Ende der sechziger Jahre wurden in der Sommerszeit die Monatsprozessio-nen gehalten. Die Mitwirkung bei der Prozession war für die Musikgesell-schaft selbstverständlich. Bis 1970
zogen die Musikanten in der Adventszeit von Haus zu Haus und spielten Weihnachtsmelodien. Früher war das Waldfest im Kirchenwald, in den siebziger und achtziger Jahren das traditionelle
Dörflifäscht, welche von vielen Leuten aus der näheren und weiteren Umge-bung besucht wurden. Das Überangebot von Festivitäten hat dazu geführt, dass diese Anlässe nicht mehr die nötigen
Festbesucher anzuziehen vermochten. Ein besonderer Tag ist die Kilbi. Mit den Drehständen hilft die Musikgesellschaft mit, dass der Kilbisonntag in der herkömmlichen Art erhalten bleibt.
Auf Initiative der Musikgesellschaft wurde 1978 die Musikschule Romoos gegründet. Der fortschrittliche Unterricht fördert den Nachwuchs und weckt bei der Jugend Begeisterung für die
Musik. 1979 nahm die Musikgesellschaft erstmals in ihrer Geschichte am kantonalen Musiktag in Escholzmatt teil. Anlässlich der Festaktivitäten 800 Jahre Romoos wagte sich der initiative
Verein 1984 an einen Grossanlass, der Einweihung einer neuen Uniform und einer neuen Fahne. Im Laufe der Jahre wurden ausgediente Instrumente ersetzt. Angesichts des wachsenden
Mitgliederbestandes wollte man neue Register in das Korps einbauen. Dank namhaften Beiträgen von Ehrenmitgliedern und grosszügigen Spenden von Musikfreunden konnte am 8., 9. und 11. Juli
1989 ein glanzvolles Fest der Teil-Neuinstrumentierung durchgeführt werden.
Erstmals in der Vereinsgeschichte nahm die Musikgesellschaft unter der Direktion von Josef Birrer, Schüpfheim, am kantonalen Musikfest 1990 in Schüpfheim teil. Aus dem Entlebucher
Anzeiger:
„Man staunte ab der Präsenz der Romooser Bürgerschaft, die ihre Musikgesellschaft auch im harten Wettkampf die volle Unterstützung zukommen liess. Die echte Dorfmusik Romoos darf auf
ihren Auftritt am Musikfest mit Berechtigung stolz sein.“ Die guten musikalischen Vorträge am kantonalen Musiktag 1992 in Rothenburg, 1993 in Grossdietwil, 1998 in Hergiswil am Napf und
am kantonalen Musikfest 1990 in Schüpfheim und 1995 in Reiden waren der Lohn von vielen, harten Proben und einer gemeinsamen Anstrengung.
Die Musikgesellschaft bringt mit den Geburtstagsständchen und den Auftritten im Alters- und Pflegeheim Entlebuch und Schüpfheim den betagten Leuten viel Freude. Die Beziehung zur Kirche
besteht heute noch. So gehören das Mitwirken am Weissen Sonntag und an der Fronleichnamsprozession, die musikalische Umrahmung von Gottesdiensten und die Adventskonzerte als fester
Bestandteil ins Jahresprogramm. Die Musikgesellschaft leistet einen wesentlichen Beitrag zur Förderung des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens in der Gemeinde Romoos.
© Paul Duss